Tag 1, 3 Stunden nachdem die Spiel ihre Pforten geöffnet hat
Trotz der vielen Menschen um mich herum bin ich allein. Ich schwitze stark. Das liegt aber nicht allein an den erhöhten Temperaturen in der Halle und den dicht gedrängten Menschenmassen. Es klingt ironisch, aber es ist auch Angst. Nackte, kalte Angst. Die Panik das von mir gewünschte Spiel nicht mehr kaufen zu können, bloß weil ich erst 2 Stunden vor Öffnung ankam und dadurch nur in der dritten Reihe stand. Aufgehalten beim Slalom um nicht mit Sackkarren, Handwägen oder Smombies zu kollidieren welche wie von einer unsichtbaren, finsteren Macht gesteuert durch die Gänge wanken, den Blick stets auf das viel zu kleine Display gerichtet. Über den Köpfen der wankenden Horde kann ich das Logo eines Spieleherstellers erkennen. Es erscheint mir wie einem Verdurstenden in der Wüste die rettende Oase. Ist die Analogie vielleicht sogar realer als gedacht? Eine Fata Morgana? Egal, ich bäume mich mit letzter Kraft auf, kämpfe gegen den Strom und bewege mich langsam, viel zu langsam auf mein Ziel zu. Ein Stück noch, dann kann ich mehr erkennen. Und dann sehe ich sie. Die Geier, die Schurken. Sie nehmen mir mein Spiel weg! Ich spüre förmlich wie die letzten Reste Menschlichkeit von mir abfallen, fahre die Ellenbogen aus und zücke das Minecraft-Schwert aus Schaumstoff, welches ich in weiser Voraussicht an einem Gerümpelstand erworben habe. Niemand nimmt mir mein Spiel weg! Niemand! Meine Augen blitzen in aufkeimendem Wahnsinn. Jeder ist sich selbst der nächste! Ich bin allein, alle sind gegen mich. Ich greife an.
Die Bilder, die ich heute früh auf Facebook gesehen habe erinnern mich an dieses eine Mal als ich auch durch den Besuchereingang rein bin. Die ganze Halle voll, alle Dicht an dicht nur darauf wartend das die Türen endlich aufgehen. Und als das der Fall war wurde man quasi durch die Masse einfach mit hinein bewegt bevor sich das ganze dann kurz nach der Tür verteilt hat. Ging da wohl heut früh echt ab.
Und wenn da um 3 schon das erste Zeug weg war.... Hui.
